Velvet Two Stripes mit neuem Album

CD-Kritik: Velvet Two Stripes mit Devil Dance

Schweizer Sound, der klingt, als wäre er direkt aus den 60ern oder 70ern entsprungen? Knackiger Rock, messerscharfe Riffs und dazu Gesang, den man etwa Joan Jett bzw. The Runaways sofort zuordnen würden, was durchaus als Kompliment gedacht ist. Velvet Two Stripes sind drei Frauen und ein Schlagzeuger aus der Ostschweiz, die in genau dieser Stilrichtung mächtig auf den Putz hauen, aber keineswegs ohne Plan. Schon mit dem Debütalbum, das 2014 auf den Markt kam, zog die Band, damals noch als Trio unterwegs, einiges an Aufmerksamkeit auf sich. Junge Frauen, die ausbrechen und mit Bluesbrettern und kreischenden Gitarren auffahren, gab es davor lange nicht. Inzwischen feiert das Genre international ein Revival und Velvet Two Stripes sind mittendrin. 

 

Nach den ersten Erfolgen und richtig vielen Gigs zog sich die inzwischen zum Quartett gewachsene Band zurück, um das zweite Album in Angriff zu nehmen. Wie beim Debüt produzierte es Timo Tautorat, der schon mit Herbert Grönemeyer, Faber oder The Kooks gearbeitet hatte. Für die Produktion siedelte die Band temporär nach Berlin um, spielte das Album in den legendären Hansa Studios ein und wohnte im gleichen Gebäude, in dem David Bowie damals sein «Heroes» schrieb. So schwingt vielleicht ein sanfter Hauch vom Geist des verstorbenen Ausnahmekünstlers mit, jedenfalls im Sinne der Attitüde seinen Zielen zu folgen und zu machen, was Spass bringt. 

 

Velvet Two Stripes - «Drinks»

  

Bereits mit dem Opener «Gypsy» ist hörbar, dass es der Band ernst ist. Das anfängliche Aufbegehren in Form von Soundgewittern wird mitten im Song geschickt gebrochen, was zeigt, dass die Band ihren Sound verstanden hat beziehungsweise genau weiss, wohin sie will. Brettern kann schliesslich jeder, geschickt damit spielen, will gelernt sein. Das beweisen Velvet Two Stripes über die volle Plattenlänge von 12 Songs. Etwa mit dem charmant-entspannten Outro bei «Lizard Queen» oder dem verzerrt-rotzigen «Devil Dance», das der Platte ihren Namen gibt. Es lohnt sich, die Platte bis zum Schluss zu hören, denn mit «12 O’Clock Burn» rundet ein Song das neue Werk ab, der dreckig schlendert, aber genug Coolness besitzt, um eine zweite CD entsprechned elegant zu beenden und zu sagen «Wir können es noch!» Der Song spielt ein letztes Mal mit verzerrten Gitarren, zieht sich aber entspannt bis zum Ende, ohne grosse Töne zu spucken und genau das macht ihn als Abschluss so rund. Er zeigt nochmals die Basis, auf der Velvet Two Stripes aufbauen und das ist clever. 

 

Velvet Two Stripes ist mit «Devil Dance» ein zweites Album gelungen, das den Erwartungen nach dem packenden Debüt standhalten kann. Die Gitarren rotzen, das Schlagzeug hält sich angenehm zurück, um in den richtigen Momenten Gas zu geben und auf den bewusst cool inszenierten Gesang können sich Velvet Two Stripes verlassen. Etwas schade ist nur, dass nicht noch mehr ausufernde Instrumental-Passagen drin sind, wie sie gerade für das Genre stilbilden waren. Die Songs sind schön kurz gehaltene Hymnen. Dafür sind die rockigen Songs radiotauglich und kurz und knackig ist nicht gleich schlecht.

 

Rotzig-rockige Bands kann es kaum genug geben. Mit Velvet Two Stripes hat die Schweiz eine Band, die sich mit sattem Gitarren-Rock etabliert. Mehr davon. 

  • Band: Velvet Two Stripes
  • Album: «Devil Dance» 
  • Veröffentlichung: bereits im Handel
  • Band-Website

 

Bäckstage Redaktion / Sa, 18. Mai 2019